Über bildschöne Kekse, einen schweren Stein und kluge Bienen
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In der letzten Woche ebbten noch die Eurovision-Tweets zu der italienischen Band langsam ab, bevor es zu einer Welle an Norddeutschland-Tweets kam (maritime Metaphorik habe ich natürlich passend zum Thema gewählt). Mit zunehmenden Lockerungen und sinkenden Inzidenzen werden die Pandemie-Tweets aktuell etwas weniger und auch das Thema Impfen scheint etwas weniger Raum einzunehmen. Gefeiert wurde außerdem der #NationalBiscuitDay und es gab Ärger um Lieferando, am Besten steige ich direkt bei den Keksen ein.
1.
Der 29. Mai ist der britische “National Biscuit Day.” Wenn man sich in den sozialen Medien bewegt, bekommt man auch viele der Gedenk- und Aktionstage mit, die nicht direkt mit historischen Ereignissen oder Personen zu tun haben, vom Tag des Buches bis zum Welttag des Cocktails. Viele dieser Tage bieten Anlass für Hashtags und Firmen und Institutionen springen mit ihrer PR besonders gerne auf solche ritualisierten Kommunikationsanlässe auf. Am #NationalBiscuitDay habe ich vom Royal Museum in Greenwich einen interessanten Thread über Schiffskekse gelesen, darin enthalten waren auch Bilder von schön bemalten Keksen. Die Cambridge University Library zeigte ein Bild von einem Keks, der sich in einem Saint Augustine Buch fand. Die Kostümexpertin Ella Hawkins backt und dekoriert Kekse, die von Stoffdesign vergangener Zeiten, beispielsweise von William Morris, oder vom Kostümdesign aktueller Filme und Serien inspiriert sind (oder vom Gesamtwerk des Schauspielers Nicholas Cage).
2.
Am 25. Mai teilte der Account @dimitroffultra diesen ziemlich effizient gebauten Honeypot-Tweet, dessen Ratio (das Verhältnis von Favs, zitierten Tweets und Kommentaren) deutlich zeigt, dass er direkt auf Entrüstung stieß. Während sich viele Menschen auf Twitter über den Inhalt des Tweets aufregten, legte der Social Media Account von Lieferando sehr rasch die Kaputtheit des Unternehmens offen und das Ganze entwickelt sich zu einem kleinen Lehrstück über Kommunikationsmechanismen auf Twitter.
3.
In den letzten Wochen tauchte immer öfter Norddeutschland als Gegenstand von spöttischen Tweets in der Timeline auf. Mit einem viralen Tweet, bei dem Norddeutschland auf der Karte definiert werden sollte, nahmen die Norddeutschland-Tweets dann nochmal richtig Fahrt auf, enthusiastisch aufgenommen von vielen Norddeutschen, die offenbar sehr gerne über Norddeutschland sprechen.
4.
In dieser Woche empfehle ich gleich zwei Twitter-Accounts, weil sie thematisch zusammenhängen und beide interessant sind, wenn man darüber nachdenkt, wie sich bestimmte geisteswissenschaftliche Themen in Tweets übersetzen lassen. In diesem Fall handelt es sich um zwei Accounts, die sich in weiterem Sinne mit antiken Quellen und antiker Mythologie befasssen: “Classical Studies Memes for Hellenistic Teens” (@CSMFHT) und “totally correct greek gods quotes” (@incorrectgreeks).
Während @CSMFHT typische Bildmemes mit antiken Themen, Figuren und Motiven verknüpft, teilt @incorrectgreeks hauptsächlich mal mehr mal weniger gut gelungene Witze und Puns mit Bezug auf die Götter der griechischen Mythologie. Interessant finde ich an beiden Accounts, dass eine sehr bestimmte Form von Humor, die aus der Beschäftigung mit einem spezifischen und nicht mehr notwendigerweise dem Allgemeinwissen zugehörigen Themenfeld entsteht, für eine breitere Masse interessant zu sein scheint, sobald sie sich an Meme-Formate anbindet. Der eine Account hat knapp 30.000 Followers und der andere 335.000. Der Erfolg erinnert in der thematischen Ausrichtung auch an die Social Media Präsenz des Unternehmens @SparkNotes, die kanonische Literatur mit Memes verknüpft.
Der Zimmerpflanzentrend erreicht das Meme mit dem “This is Fine”-Hund im brennenden Haus und zwischen Topfpflanzen ist alles gleich viel entspannter als zwischen Flammen. Es gab einen sehr guten Thread, der am Beispiel von einer Werbung für Zahncreme verständlich erklärt, wieso manchmal die Werbung in den sozialen Medien intimste Einblicke in die eigenen Gespräche, Erlebnisse oder Wunschlisten zu haben scheint. Dieses Bild von einem sehr schweren Stein mit antiker Inschrift hat mich sehr erfreut, denn “Bybon son of Phola” war offensichtlich ein Angeber.
Hier gibt es ein Tool der Nationalbibliothek der Niederlande für die Erstellung von Mittelalter-Memes, ein längerer Text darüber findet sich hier. Ein ähnliches Tool mit Bildern aus dem Teppich von Bayeux habe ich in diesem Newsletter vorgestellt.
Zum Abschluss hab ich hier noch einen Thread mit “ulkigen Fotos von deutschen Politiker*innen” und ein Video von Bienen, die einen Schraubverschluss öffnen.
Auch dieses Mal gilt mein Dank allen, die sich bei mir mit Hinweisen oder einer freundlichen Nachricht gemeldet, den Newsletter gefavt oder geteilt haben. Wenn euch dieser Newsletter gefällt oder ihr Menschen kennt, die sich über diesen Newsletter freuen würden, dann bin ich euch für Weiterempfehlungen sehr dankbar. Wie immer findet ihr mich auf Twitter und auf Instagram.