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In diesem zweiten Pandemiejahr habe ich über 40 Newsletter (hier findet ihr Links und Überschriften zu allen vergangenen Ausgaben) und einen Roman geschrieben, Homeschooling und einen Umzug über den Atlantik irgendwie hinbekommen und jetzt merke ich immer mehr, wieviel mir dieses Jahr abverlangt hat. Deswegen verabschiede ich mich mit diesem Newsletter in die Winterpause und werde erst im neuen Jahr wieder in eurem Postfach auftauchen.
Bis dahin danke ich für die vielen positiven Rückmeldungen, für die Hinweise, Anregungen und alles, was dieser Newsletter nach sich gezogen hat. Es war mir eine große Ehre ein Teil eurer Sonntage zu sein – mit Blick auf die Klickzahlen hat dieser Newslettern in den letzten Monaten viele der Subscriber*innen beim Sonntagmorgenfrühstück begleitet. Es war ein aufregendes und unglaublich anstrengendes Jahr und nun wird es Zeit für einen kleinen Winterschlaf in der isländischen Dunkelheit.
1.
Irgendwann musste @Darth auch in diesem Newsletter auftauchen, als einer der Twitter-Accounts, die am ehesten in einer Art überzeitlichen Twitter-Kanon gehören. @Darth passt perfekt zu meiner Winterschlafsankündigung, denn immerhin ist Darth einer der wenigen Twitter-Accounts, der sich jeden November für mehrere Monate in den Winterschlaf verabschiedet und dessen Wiedererwachen im Frühjahr eigene Presseartikel nach sich zieht.
Der Account existiert schon seit 2007 und war besonders in den Twitter-Jahren nach 2010 eine Cuteness-Konstante in vielen Feeds, die Resonanz reichte bis in die Washington Post. Wenn @Darth winterschläft wird der Account immer sehr vermisst:
2.
Die Omicron-Variante hat gerade erst einen eigenen Namen bekommen und schon gibt es einen anthropomorphisierenden Twitter-Account, in dem aus Sicht des Virus geschrieben wird.
Die Anthropomorphisierung des Corona-Virus hat schon in der ersten Welle begonnen, als sehr schnell die ersten Covid Gijinkas produziert worden sind. Bei solchen grafischen Anthropomorphisierungen werden nicht-menschliche Dinge wie Tiere, Maschinen oder eben auch Viren zu niedlichen Figuren personifiziert. (Mehr über moe gijinka kann man hier bei Wikipedia nachlesen).
Corona-chan, die Anthropomoprhisierung des Virus, zeichnet sich durch ein rotes Kleid aus, das vermutlich an traditionelle chinesische Kleider angelehnt sein soll, und häufig ein Corona-Bier mit sich trägt. Verschiedene Varianten entstanden schon früh in der ersten Welle. Man kann viele der Variationen anschauen, wenn man “Corona-chan” googelt.
(Das “coronawave” Video auf Yotube mit dem anthropomorphisierten Virus wurde übrigens über eine Million mal angeschaut.)
3.
Dem “Zwei Typen in einem Bus”-Meme, bei dem ein Cartoon immer wieder neu verwendet wird, war in den letzten Wochen auf Twitter kaum zu entkommen, obwohl das Bild laut Know your Meme schon von 2013 ist und bereits 2019 in Brasilien viralen Erfolg hatte. Auf Twitter kam es jedoch erst verspätet an, nachdem es zuvor auf Reddit erfolgreich war. Man könnte die Verbreitung des Memes sowohl in Bezug auf die Plattformen als auch in Bezug auf die verwendeten Sprachen untersuchen. Mir gefiel in der letzten Woche besonders die Platons Höhlengleichnis-Variante:
Eine anderes auf einer Illustration basierendes Meme taucht seit Oktober immer wieder auf: “Pondering My Orb”, bei dem die Cover-Illustration eines “Lord of The Rings”-Rollenspiels Ausgangspunkt war, in der ein nachdenklich aussehender Magier seine Glaskugel anschaut:
Das Thema “Orbs” war übrigens auch schon früher ein Meme-Dauerbrenner, beispielsweise bei Donald Trumps Orb oder Wizzard-Obama. Warum es diese Meme-Faszination mit Zauberkugeln gibt, ist für mich die eigentlich spannendste Frage, auf die ich aber noch keine Antwort gefunden habe.
In den letzten Wochen wurden sowohl der Tweet-Text “Pondering my Orb” als auch das Bild in unzähligen Veränderungen immer wieder viral geteilt. Die Abwandlungen beziehen sich alle mehr oder weniger auf das Ausgangsformat und erweitern es um neue Anspielungen und Bedeutungsebenen:
4.
Die Kombination von Kritik am Schulstoff in Verbindung mit dem Verweis, dass man ein Gedicht in 4 Sprachen analysieren könne, aber dafür das andere Dinge, wie das Erstellen einer Steuererklärung, nicht beherrsche, ist ein sozial-medialer Dauerbrenner und mittlerweile schon selbst ein Meme.
Es begann 2015 als der Account @nainablabla einen Tweet absetzte mit folgendem Text: “Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann 'ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen.” Der Tweet ist mittlerweile gelöscht, aber findet sich in einigen Zeitungsartikeln von damals wieder.
Seitdem kommen immer wieder Tweets mit ähnlichem Format, die dann wieder Impuls geben für weitere Memes und Spiele mit dem Format. Verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Ironie-Layern und aus verschiedensten Jahrzehnten gibt es beispielsweise hier, hier, hier, hier, hier, hier, und hier.
In der letzten Woche gab es mal wieder einen Tweet, der das Format bespielte, aber den Satz des Pythagoras als unnützes Wissen ins Visier nahm.
Gerade wird ein älterer sehr lustiger Tweet wieder viel geteilt, der realistisch gezeichnete Vogelbeine zeigt – zumindest wird das im Tweet behauptet. Zum Abschied der Bundeskanzleringab es noch ein schönes Merkel-Meme. Gefreut hat micht außerdem dieser Tweet über Pfeife rauchende Tiger und dieser Tweet über einen mordlustigen Toaster.
Mit diesem Video der isländischen Justizministerin, wie sie einen Eiswasserfall hinabspringt, wünsche ich euch einen schönen Sonntag und einen möglichst entspannten Dezember.
Wir lesen uns im Januar wieder! Bis dahin werde ich wohl seltener auf Twitter sein, aber dafür immer mal wieder Winterbilder aus Island auf Instagram teilen.
Sehr elegant in ein Adventsschläfchen verabschiedet. Ich freue mich auf glasklare und eiskalte Bilder. Mit ein bißchen warm.