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Pandemie, Pandemie, Pandemie – Wie sind die Fallzahlen? Gibt es einen Lockdown? Wer wird wann und wie geimpft (oder geimpt)? Ich finde dieses Video symbolisiert ganz gut, wie ich die politische Umgangsweise mit der Pandemie gerade wahrnehme. Etwas Optimismus gibt mir das Impfdashboard, das ich mir in der letzten Woche regelmäßig angeschaut habe, um mich über die vielen Impfungen zu freuen.
1.
Unser Alltag ist voller Geräusche und mit diesen Geräuschen lässt sich Musik machen. In dem dänischen Kurzfilm Music for one Apartment and six Drummers, der schon 2001 veröffentlicht und am Anfang des Jahrtausends viel verbreitet wurde, betreten sechs Musiker*innen eine Wohnung und machen dort mit den Einrichtungsgegenständen Musik. 2010 entstand auf Basis dieses erfolgreichen Konzeptes dann ein kompletter Spielfilm: Sound of Noise.
Immer wieder werden Videos von Alltagssounds, die erstaunlich musikalisch klingen, viral geteilt und erreichen hohe Klickzahlen: eine Klimaanlage, eine quietschende Tür oder ein Stuhl. Das Rutschgeräusch von Stühlen in die Musikvorführung einzubauen ist mittlerweile ein eigenes Genre geworden.
Mit den Geräuschen von Alltagsgegenständen wird auch gezielt Musik gemacht, besonders beliebt sind dabei populäre Lieder und Melodien, wie beispielsweise der “Imperial March” aus Star Wars. Hier wird die Filmmelodie auf einem Kaffeerührer aus Plastik gespielt wird, hier mit dem Schreibgeräusch eines Bleistifts und hier mit den Geräuschen beim Lösen eines Rubikwürfels.
Das beliebte Device Orchestra produziert Videos in denen Alltagsgegenstände zu Instrumenten umgebaut werden und dann bekannte Melodien spielen. So kann dann beispielsweise ein Toaster oder auch ein Epilierer den “Imperial March” spielen. Das Device Orchestra traut sich sowohl an klassische Musik, beispielsweise “In der Halle des Bergkönigs” von Edvard Grieg gespielt mit 17 Haushaltsgeräten, als auch an populäre Songs wie “Old Town Road” von Lil Nas X heran.
Manche bauen elaborierte Maschinen, in denen die Geräusche verschiedener Geräte kombiniert werden. Paweł Zadrożniak, ein polnischer Ingenieur, hat beispielsweise das Floppotron erfunden, das in der Kombination von Scannern und Laufwerken Musik nachspielen kann. In einer frühen Version wird auch der “Imperial March” auf dem Floppotron umgesetzt. In einer aktuelleren Version spielt das Floppotron beispielsweise “Billie Jean.” Vor einigen Jahren produzierte auch die schwedische Band Wintergatan mit ihrer Murmelmaschine und eigenen Kompositionen einen viralen Youtube-Hit.
2.
In der letzten Woche habe ich immer wieder Tweets gesehen, in denen schwarz-weiß Bilder von Prominenten oder Stills aus bekannten Filmen mit einem Verweis auf die eigene Verwandschaft vertweetet wurden. Gestartet hat das Meme wohl als Aprilscherz, bei dem das Bild eines anderen Memes in Graustufen umgewandelt und mit der Caption “my grandpa was such a vibe in the 40s” versehen wurde. Initial wurde auch exakt diese Zeile als Copypasta verwendet, aber rasch hat sich das Meme ausdifferenziert und die vielfältigen Bilder wurden mit eigenen individualisierten Beschreibungen versehen, die es noch deutlich interessanter machten.
3.
Prince Philip ist kurz vor seinem hundertsten Geburtstag gestorben. Das führte nicht nur zu unendlichen Fotostrecken über das Leben des Ehemanns der Queen sondern auch zu vielen vielen Tweets, die sich über Prince Philip lustig machten (was man durchaus geschmacklos finden kann). Der immer wieder mit rassistischen Aussagen aufgefallene Prince Philip war offensichtlich nicht besonders beliebt. Die Reaktionen ähneln den vielen Witzen, Memes und viral verbreiteten Statements beim Tod von Margaret Thatcher im April 2013. Damals wurde der Song “Ding-Dong! The Witch is Dead” so viel geteilt, dass er auf Platz 2 der Charts einstieg.
Ein Foto von Prince Philip bei der Rückkehr aus dem Krankenhaus war bereits Ende Dezember 2019 zum Meme geworden, an das nun angeknüpft wurde. Schon im März wurde eine Spotify-Playlist “Songs that would kill Prince Philip on the spot” viral verbreitet und auch auf TikTok gab es zahlreiche Clips mit eben diesem Tenor.
Die Nachrichtenagentur Reuters teilte am 9. April einen Link zu einem Artikel mit einem Bild von Boris Johnson und der Überschrift: “British Prime Minister Boris Johnson reacts to the death of Prince Philip.“ Das Bild war so unglücklich und unfreiwillig komisch, dass der Tweet gelöscht werden musste. Screenshots des Tweets und des Artikels wurden natürlich weiter verbreitet und es gab auch schon einige Weiterbearbeitungen.
4.
Mit dem Account @BarbieReports berichtet die Art Activist Barbie aus Kunstgalerien und Museen und setzt sich kritisch mit dem dort Gezeigten auseinander. Der Account analysiert dabei nicht nur die Kunst- und Museumswelt, die weiterhin einen starken Genderbias hat, sondern äußert sich auch kritisch zu den Darstellungen von Frauen in den ausgestellten Gemälden. Damit hat es das Kunstprojekt bis in den Guardian geschafft:
Posing in her most glamorous handmade outfits, ArtActivistBarbie has been calling into question the representation of women on gallery walls, and the lack of female artists in the country’s most prestigious collections.
Diesen längeren Essay zur Ideologie von künstlicher Intelligenz und zu der Frage, wie damit umgegangen wird, dass die Trainingsdaten einer künstlichen Intelligenz immer auch die Ungerechtigkeiten der Welt abbilden, kann ich empfehlen. Auf Twitter wurde mit Screenshots aus einem Tiervermittlungsforum eine sehr ehrliche und amüsante Charakterisierung eines Chihuahuas gezeigt, der ein neues zu Hause sucht und gelinde gesagt über komplexe Persönlichkeitsmerkmale verfügt. Wusstet ihr, dass Kühe gerne Musik hören? Hier gibt es noch einen interessanten Tweet mit der These, dass Treibsand die große Kinderangst der 1970er und 1980er Jahre war. Ich habe in den späten 80er Jahren zumindest sehr oft tödlichen Treibsand in meine Spiele mit einbezogen.
Obwohl Boris Johnson schon prominent in diesem Newsletter auftaucht, muss ich an dieser Stelle nochmal darauf verlinken, dass in seinem neuen und für mehrere Millionen Pfund renovierten Briefing Room ein Blue Screen direkt hinter dem Rednerpult ist, ein wirklich schönes Geschenk für alle mit Interesse an Videobearbeitung. Er hätte auch einfach ein Blatt Papier hochhalten können, um Menschen diese große Freude zu machen und unzählige bearbeitete Bilder zu generieren. Apropos generierte Bilder: Wie es aussieht, wenn eine künstliche Intelligenz das Bild eines Mannes generiert, der von Büchern ermordet wird, könnt ihr hier sehen. Im zugehörigen Thread gibt es noch viele andere spannende Aufträge für die AI.
Mit einem Link zu einer Umsetzung des Wellerman-Songs auf einer Lochstreifen-Spieluhr wünsche euch allen einen schönen Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Auch dieses Mall gilt mein herzlicher Dank den vielen netten Rückmeldungen und Hinweise in den vergangenen Tagen!
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Vielen Dank, ich fand heute das Buch mit den mordenden Büchern irritierend wohltuend.