Über ice cream so good ice cream so good gang gang
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Polarisierende Inhalte und bissige Parodien zu Städten und Ländern sind ein Clickgarant, weil Menschen sooooo unendlich viele starke Meinungen dazu haben, was genau ein lebenswertes Land oder eine hervorragende Stadt ausmacht (obwohl es doch eigentlich offensichtlich sein müsste, dass es dort am besten ist, wo ständig Schnee liegt und die Sonne entweder non-stop zu sehen oder monatelang komplett weg ist). In der letzten Woche hielt ein Video, in dem eine enttäuschte Person sich darüber beschwert, dass Paris nicht den großen Erwartungen standhalten würde, das die Gemüter auf TikTok und Twitter bewegte.
Für diese ganz spezifische Enttäuschung gibt es sogar einen Namen: Paris Syndrome. Auf den Paris-Diss wurde natürlich geantwortet. Außerdem gab es in der vergangenen Woche eine virale USA-Parodie aus Sicht eines Italieners und das Internet hat sich über einen Mann lustig gemacht, der als US-Amerikaner mit polnischen Wurzeln in Polen nicht wie erwartet empfangen wurde. (All diese Posts passen zu einer schönen Reihe wiederkehrender Internetevergreens, die immer wieder Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dazu gehört beipielsweise die in verschiedensten Sprachen immer wieder auftauchende Frage, ob Besuchskinder zum Abendessen eingeladen oder nach Hause geschickt werden oder die Frage nach Podusche und dreckigen Männerhintern.)
1.
Es gibt auf TikTok viele Formen bizarrer auf virtuelle Geschenke ausgerichteter Live-Videos, die ganz bestimmte Nischen ansprechen und dann widerum außerhalb der Plattform in “TikTok Live ist so komisch”-Zusammenstellungen geteilt werden. Denn innerhalb TikTok-Live Funktion kann man den sichtbaren Menschen Belohnungen in Form von verschiedenen virtuellen Geschenken geben, die dann wieder in Geld umgetauscht werden können. Diese virtuellen Belohnungen werden mit “Coins” bezahlt, die von den Performer*innen dann in “Diamonds” umgetaucht werden. Ein “Hand Hearts” ist 100 Coins wert, das entspricht 50 Diamonds und ein Diamond entspricht 5 Cent. Für eines dieser Handherzen bekommt man also 2,5$.
Das TikTok Live-Genre in dem Menschen wie Computerspiel NPCs (Non-player Character) merkwürdige random Dinge tun, wie beispielsweise Maiskörner mit einem Glätteeisen aufpoppen lassen und dabei mit statischem Gesicht auf die erhaltenen Rewards zu reagieren, ist deswegen ein durchaus lukratives Business.
In der vergangenen Woche sind mehrere solche TikTok-Videos, der Userinnen Pinkydoll und Cherrycrush auf Twitter gelangt, direkt viral durchgestartet und haben dort neben Unverständnis und Faszination auch ein eigenes Meme ausgelöst, in dem die merkwürdig monotone Aneinanderreihung der Reward-Reaktionen persifliert wird.
Ich persönlich musste sehr über dieses Video lachen, in dem Pinkydoll aus ihrer NPC-Starre bricht um eine Person im Hintergrund auszuschimpfen. Und es gab einen Slavoj Žižek - IceCream Mashup bei dem ich fast geweint hab vor Freude:
Und zu allerletzt noch eine schöne William Carlos Williams-IVariante (über das Gedicht “This is just to say” als Meme-Vorlage habe ich einmal hier länger geschrieben.)
2.
Die Schauspielerin Kristen Bell hat ein Bild von einer Dinner-Party in Idaho gepostet auf dem unzählige Schauspieler*innen drauf waren, die ich – peinlich aber wahr – größtenteils nicht erkannt habe. Das Bild hat zu einem sehr guten Meme geführt und zu einigen guten Amerkungen, warum diese Party im Allgemeinen und eine solche Party in Idaho alles andere als harmlos ist.
In eigener Sache:
Für den Fluter habe ich hier über Meme-Food und Influencer*innen-Produkte geschreiben: “Viele Nutzer*innen sozialer Medien haben das Bedürfnis, selbst an viralen Momenten teilzuhaben, und wenn das bedeutet, sich im Geschäft um die Flasche eines mittelmäßigen Sportgetränks zu streiten.”
Mit diesem Video von drei Profi-Fußballern, die gegen hundert Kinder spielen, wünsche ich euch einen schönen Sonntag. Ihr findet mich wie immer auf Twitter, Mastodon, Instagram oder TikTok. Für längere Gespräche über Bullerbü, Bibliomagie, TikTok und The Road bin ich – mit über 760 anderen User*innen – häufig im 54books-Discord zu finden und lade euch herzlich ein vorbeizuschauen.