Posieren Männer wirklich häufig auf Fotos mit Fischen? Wie oft tauchen solche Fotos beim Internetdating wirklich auf? Unterscheiden sich Fischfotos zwischen verschiedenen Ländern? Wird mittlerweile ironisch mit Fischen posiert? Findet man auf Tinder mehr Fisch-Selfies als Auto-Selfies?
Das sind so Fragen, die ich mir seit einigen Jahren stelle, wenn ich Zeit in den Timelines totschlage. Immerhin begegnet mir im Internet das “Posing with [x] like Men pose with Fish”–Meme mittlerweile fast genauso häufig wie echte Bilder von Menschen beim Angeln und mit Fischen. (Meine Timeline hat vermutlich einen Bias hin zu Fischcontent, das bedeutet ich sehe an einem durchschnittlichen Tag schon ziemlich viel Fisch- und Angelcontent.)
In Posts zum “Posing with [x] like Men pose with Fish”-Meme posieren Menschen mit vielen unterschiedlichen Dingen (oft, aber bei weitem nicht immer weiblich konnotierte Themen und Gegenstände) und halten diese wie Männer eben ihren Fang auf Angelfotos halten: in hockender Pose, mit ironischer Kussbewegung, mit ausgebreiteten Armen usw.
Mittlerweile habe ich auf jeden Fall genausoviele dieser stereotypen “Fangbilder” mit Book-Hauls (hier wird übrigens auch die Fischfang-Metapher verwendet) gesehen als mit echten Fischen.
Vor einigen Jahren war die Frage nach der häufigen Frequenz von Fischbildern beim Internetdating übrigens so brennend, dass dieser wundervolle Artikel entstanden ist, in dem Männer mit Fischfotos auf Tinder nach ihren Beweggründen gefragt wurden. Und die Antworten waren teilweise überraschend ästhetisch: “Joe added he thinks men take photos with fish “to track certain fish as they grow” and capture “nice scale patterns.”
Fische sind nämlich ziemlich interessant und Fischfang auch, weswegen eine beliebte Fischereinische in den Timelines sich auch Reels vom Alltag auf Fischereibooten, Trawlern und Krabbenfängern widmet. Man kann auf der Nordsee, vor Norwegen oder auf dem Nordatlantik mitfahren und den oft harten und sehr gefährlichen Arbeitsalltag mitverfolgen. Ich empfehle wirklich allen da mal reinzuschauen, dann weiß man unter welchen Bedingungen das Fischstäbchen auf dem Teller gefangen wurde.
Um Fischfang geht es auch in meinem dritten Roman “Unter weitem Himmel”, der am vergangenen Freitag erschienen ist, eine Art Liebes- und Abetuerroman auf dem Nordatlantik. Statt in die Gegenwart auf den Weltmeeren schaut mein Buch auf die Bedingungen unter denen Seeleute aus der Bretagne um 1900 vor Islands Küste Kabeljau gefischt haben: Anfang des 20. Jahrhunderts kreuzt der bretonische Fischer Olier mit seiner Flotte vor Islands Küste. Sein Leben verändert sich, als er in einem Krankenhaus in den Ostfjorden der jungen Sólrun begegnet. Genau dort erforscht die deutsche Genetikerin Maris über 100 Jahre später eine Schaf-Chimäre und kommt zu überraschenden Ergebnissen – auch für sich selbst.
Für die FAS habe ich am Wochenende eine Kolumne über “Six Seven” geschrieben, wer nicht weiß, was das ist, sollte es unbedingt lesen und dann sechs bis sieben Jugendliche im eigenen Umfeld zum cringen bringen.
Das Buch ist bestellt. Ich war gerade in der Bretagne. Zum Thema 'Bretonische Fischer bei Irland' gibt es in Ploubazlanec (neben Paimpol) ein gutes Museum (Milmarin, https://www.guingamp-paimpol.com/de/willkommen-bei-uns/entspannung-auf-dem-land/freizeit/milmarin-centre-de-decouverte-maritime-1274192).